Jetzt erst recht – zurück zur Menschlichkeit 


Die Geschichte einer lächelnden Fremden

Neulich an der Supermarkt-Kasse. Eine lange Schlange, das übliche Chaos. Eine Frau vor mir ließ mich vor, weil ich nur ein paar Dinge im Korb hatte. Es war keine große Sache, aber ihr Lächeln blieb den ganzen Tag bei mir. In einer Welt, die oft laut und hektisch ist, war es ein kleiner Akt der Menschlichkeit. Ein Zeichen dafür, wie viel Macht wir haben, selbst mit den kleinsten Entscheidungen.

Jetzt, wo die Welt oft rau und verrückt wirkt, ist genau der richtige Zeitpunkt, innezuhalten und wieder menschlicher zu werden. Freundlich, respektvoll, voller Zuversicht. Verantwortung zu übernehmen. Zukunft zu gestalten. Denn eines ist sicher: Erst, wenn der letzte Mensch keinen Sinn mehr sieht, haben wir verloren. Lassen wir es nicht so weit kommen.


Welche Energie trägst Du in die Welt?

Frage Dich ehrlich: Welche Energie möchtest Du fühlen und weitergeben? Worst-Case-Denken oder Zuversicht? Wer profitiert von Deiner Angst, Deinem Zorn oder Deiner Unsicherheit? Die Antwort ist einfach: niemand. Und schon gar nicht Du selbst.

Eine kleine Imaginations-Übung für Dich:

Gönn Dir einen Moment der Stille. Atme tief in den Bauch, spüre, wie Du mit jedem Ausatmen ruhiger wirst. Schließe die Augen oder lass sie unscharf auf einem Punkt vor Dir ruhen. Denke an eine Situation, die Dich mit Dankbarkeit, Freude oder Liebe erfüllt hat. Erinnere Dich an alle Facetten. Wie hast Du ausgesehen, was hast Du gefühlt und gedacht? Spüre, wie Dein Körper reagiert – Wärme, Leichtigkeit, vielleicht ein Lächeln? Bleibe in diesem Gefühl, solange Du magst.
Wenn es Zeit ist, komme wieder zurück ins Hier und Jetzt in den Raum, in dem Du gerade bist. Vielleicht willst Du Dich strecken, die Schultern kreisen und noch einmal tief ein und aus atmen. Und wenn Du soweit bist, öffne Deine Augen. Fühlst Du den Unterschied? Diese Übung zeigt, wie mächtig es ist, sich auf das Konstruktive zu konzentrieren.


Zorn darf sein – aber wohin damit?

Ja, auch heiliger Zorn hat seinen Platz. Er ist Ausdruck des Ringens mit der Welt und uns selbst. Ich fühle ihn in letzter Zeit oft, weil es mir nicht egal ist, in welche Richtung sich unsere Gesellschaft entwickelt. Aber Zorn ohne Ziel ist wie ein wildes Feuer – zerstörerisch. Geben wir unserem Zorn ein konstruktives Ziel. Fragen wir uns: Was kann ich tun, damit es besser wird?

Wir alle haben ein Geschenk bekommen: unser Leben. Der Preis dafür ist Verantwortung. Egal, wie schwer die Zeiten sind oder wie ungerecht vieles wirkt, letztlich liegt es an uns, wie wir reagieren.


Leid vermehrt sich – Freude auch

 Menschen können sich aktiv und wider besseres Wissen gegen das Sinnvolle, Gute und Vernünftige entscheiden und damit viel Unheil anrichten. Menschen können Freiheit ohne Verantwortung leben. Die Auswirkungen beobachten wir derzeit tagtäglich. 

Es ist eine einfache Rechnung:  Das Leid der anderen macht Dein eigenes nicht kleiner. Im Gegenteil, wenn Du in Deiner Wut anderen Menschen Schmerz zufügst, vervielfacht sich das Leid – auch Deines. Wenn Du Dich jedoch jemandem anvertraust und Hilfe annimmst, kannst Du Leid verringern – bei Dir und anderen.

Und wusstest Du, dass Freude, Dankbarkeit und Liebe sich potenzieren, wenn wir sie teilen? Sie füllen nicht nur Dein Herz, sondern auch das der Menschen um Dich herum.


Die Verantwortung bleibt bei Dir

Als Schülerin der Logotherapie & Existenzanalyse weiß ich: Wir können immer anders sein. Unsere Herkunft, unser Umfeld, unsere Probleme – sie erklären vieles, aber entschuldigen nichts. Wir bleiben verantwortlich.

Was gerade in der Welt passiert, ist nicht nur schicksalshaft. Es ist das Ergebnis von Entscheidungen. Und die gute Nachricht? Jede Entscheidung für das Sinnvolle, das Gute, das Menschliche ist ein Schritt in die richtige Richtung. Menschen können über sich hinauswachsen. 


Was wirklich zählt

Investiere in Herzensbildung. Gestalte Deine Freiräume. Sei freundlich zu anderen – und auch zu Dir selbst. Widerstand gegen die Dunkelheit beginnt oft leise, als ein schweres Herz, das flüstert: „Ich gebe nicht auf.“

Teilen wir Freude, Inspiration und gestalten gemeinsam eine lebenswerte Zukunft. Befragen wir regelmäßig unser Gewissen und hören auf unser Herz. Es zeigt uns den Weg, auch in stürmischen Zeiten. Denn am Ende ist es nicht der Zorn, der uns voranbringt – es ist die Menschlichkeit.



Januar 2025