Wie wir in Krisenzeiten die Hoffnung behalten
Kriege, Klimawandel, soziale Ungerechtigkeit, Krisen, soweit das Auge reicht. Die Lage in der Welt ist wie sie ist und wir müssen dazu Stellung nehmen. Auch im Privaten oder Beruflichen können uns Krisen ereilen, die uns direkt oder indirekt betreffen. Dann stellt sich immer die Frage: Wie gehe ich damit um bzw. wie lauten meine Antworten auf die Fragen des Lebens in diesen Zeiten? Vielleicht ist der eine oder andere der folgenden Gedanken dabei für Dich hilfreich:
Was lösen Krisenmeldungen und Nachrichten in mir aus?
Vorab: Damit es ein Ereignis in die Nachrichten schafft, muss irgendwas passiert sein; oft ist das etwas Schlimmes. Ich empfehle daher einen achtsamen Medienkonsum und ggf. eine Nachrichtenpause. Die Welt dreht sich auch weiter, wenn wir die Nachrichten nur 1x die Woche lesen oder im TV schauen.
Allerdings gelingt es einem kaum, sich der Nachrichtenlage komplett zu entziehen und dann kann es durchaus passieren, dass das Gelesene oder Gesehene uns überfordert oder auch starke Reaktionen auslöst. Wie gehe ich dann mit den Gefühlen um, die eine Krise, wie z.B. Krieg in Europa, in mir auslöst? Sind dadurch Themen wieder hervorgekommen, die längst bearbeitet schienen? Möglicherweise zeigt sich ein Mehr-Generationen-Trauma nochmals ganz deutlich – eine Kriegsangst etwa – und wozu bin ich dadurch jetzt aufgerufen? Wenn es mir all diese Gefühle aus dem Unterbewussten an die Oberfläche spült, habe ich eine Chance, diese erneut anzuschauen und zu integrieren. Mich diesen Gefühlen zu stellen ist nicht angenehm, aber sinnvoll. Und während ich mir erlaube, all das zu fühlen, was ich fühle, weiß ich, dass es gut ist, mein Herz nicht zu verschließen, mich nicht von der Welt abzuwenden, sondern mitfühlend hinzusehen und auch mir selbst wohlwollend und mitfühlend zu begegnen. Auch zu wissen, wann es mir zu viel wird. Dann richte ich meine Aufmerksamkeit auf etwas Schönes, zum Beispiel das Erwachen der Natur, die ersten Blüten und Insekten, die Sonne auf meiner Haut und fühle mich wohl. Denn schau, dieser kleine Krokus blüht auf, weil es seine Zeit ist – egal was in der Welt gerade geschieht. Und egal, was im Außen passiert, bin ich für mein eigenes Leben verantwortlich und ich möchte es im Hier und Jetzt sinnvoll gestalten.
Wie komme ich wieder in meine Kraft, wenn ich mich in Krisenzeiten entmutigt fühle?
Das ist eine Gelegenheit, über mich selbst hinauszuwachsen; mitzufühlen, aber mich nicht vom Leid lähmen zu lassen. Vielleicht kann ich mich jetzt einer Aufgabe zuwenden – es werden immer helfende Hände gebraucht – und es braucht auch Menschen, die sich positionieren, die der Welt zeigen: Ich bin hiermit nicht einverstanden! Gerade dann zeigen sich mir meine essenziellen Werte sehr deutlich. In Krisenzeiten ist mir so klar wie nie, was mir wichtig ist und darauf kann ich mich konzentrieren. Auf die Ernüchterung folgt die Stellungnahme. Mit jeder bewussten Entscheidung wird das Gefühl der Machtlosigkeit kleiner. Ich entwirre meine Gedanken und frage mich immer wieder: „Was kannst ich jetzt in diesem Augenblick tun und was ist jetzt gerade wirklich wichtig?“ Und wenn die Antwort lautet: „Erhole dich, gehe spazieren, meditiere, höre Musik, finde Ruhe in Dir, führe ein schönes Gespräch mit Familie und Freunden“ usw. – dann ist das alles, was es gerade braucht und es ist für diesen Moment genug. Gerade in unsicheren Zeiten ist es umso wichtiger, Freude zu empfinden, zu lachen und die Batterien aufzuladen. Das Leben schenkt uns dafür jeden Tag auch schöne Überraschungen und das kleine Glück ist überall zu finden. Im nächsten Moment muss ich vielleicht handeln oder stark sein und eines ist klar: Aus einer leeren Quelle kann man nicht schöpfen.
Was bedeutet es konkret für mich, wenn ich mir jetzt Frieden wünsche?
Die kriegerischen Konflikte dieser Welt kann ich nicht lösen. Aber vielleicht gibt es auch in meinem direkten Umfeld „Unfrieden“ oder gar „Krieg“ und ich bin dazu aufgerufen, selbst einen friedlichen Weg einzuschlagen oder zu vermitteln. Oder führe ich gar Krieg mit mir selbst, weil ich nicht im Einklang mit meinen Werten und Überzeugungen lebe? Wenn wir uns jetzt Frieden wünschen, kann es nur gelingen, wenn möglichst viele Menschen jetzt sofort in sich und in ihrem direkten Umfeld den friedlichen Weg wählen, wenn wir uns jede Sekunde entscheiden, freundlich und rücksichtsvoll zu sein (auch zu uns selbst), achtsam mit unseren Mitmenschen, den Tieren und der Natur umzugehen, auch wenn uns nicht immer danach ist – oder schlimmer noch, wenn wir gerade denken, dass das alles keinen Sinn mehr hat. Egal, welches Gefühl in mir gerade die Oberhand hat, ich kann mich für Liebe und Mitgefühl entscheiden.
Was kann ich schon ausrichten?
Wenn ich mich klein fühle, rufe ich mir in Erinnerung, dass Jede und Jeder von uns ein Teil des großen Ganzen ist und jedes Feuer mit einem Funken beginnt. Niemand ist zu klein!
Ich will hoffnungsvolle Gedanken und eine Philosophie, die Trost spendet. Ist das, angesichts der Weltlage naiv? Vielleicht. Und dennoch halte ich es für wichtig, die Hoffnung in mir, in uns zu stärken, denn wie heißt es so schön: „Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen“.
Deshalb lade ich Dich ein: Lass uns dazu beitragen, dass der größte Haufen nicht aus Angst, Wut und Resignation besteht, sondern aus Hoffnung, Liebe und dem Gefühl der Selbstwirksamkeit.
Februar 2024