Wie formuliere ich mein Anliegen?

Wie oft wünschen wir uns Veränderung und wissen nicht, welche genau, und wie das überhaupt gehen soll? Dann haben wir Gedanken wie "ich kann nicht mehr" oder "ich will das alles so nicht mehr" aber was genau ist das Problem und an welchen Stellschrauben kannst Du drehen, um eine Veränderung herbeizuführen und/oder das Problem zu lösen? Wichtig ist, dass Du konkrete Fragestellungen findest, die Dich betreffen und die sich in Deinem Einflussbereich befinden. 

Ein Beispiel: Wenn Du ein Problem mit einem/r Vorgesetzten hast, könntest Du u.a. solche Anliegen formulieren: 

  • ich möchte gelassener werden und lernen, nicht mehr auf jede flapsige Bemerkung zu reagieren.
  • Ich will herausfinden, warum mich seine/ihre Art so kränkt. Kollegen kommen gut mit ihm/ihr klar.
  • Ich will mich wehren und ein Gespräch führen, weiß aber nicht, wie ich den Mut aufbringen soll und welche Worte ich dann wählen soll.
  • Ich brauche Unterstützung, um mich auf eine andere Position zu bewerben. Dazu fehlt mir der Mut und der Antrieb.


Wenn Du auf den ersten Blick kein konkretes Problem hast, sondern eher ein diffuses Gefühl von "Gesamtsituation passt nicht" oder wenn Du viele kleine, nervige Baustellen hast und nicht weißt, wo Du ansetzen oder anfangen kannst, ist mein Rat: Spiele Detektiv*in und folge der Energie! Beobachte, in welchen Situationen oder nach welchen Kontakten Du Dich irgendwie ausgelaugt, erschöpft oder wütend oder ängstlich fühlst. Das, was Dich am meisten Kraft kostet, kannst Du Dir zuerst anschauen. Denn dort liegt vermutlich auch der größte Gewinn, wenn Du etwas änderst. Vielleicht gibt es aber auch ein paar Kleinigkeiten ("Quick Wins"), die sich sofort und leicht umsetzen lassen. Dann kann es auch sinnvoll sein, diese vorzuziehen, denn was weg ist, belastet Dich nicht mehr.

Der Prozess kann mühsam sein und manchmal wirst Du wie ein Eichhörnchen eine Nuss nach der anderen finden und knacken. Nur Mut: Nach jeder geknackten Nuss wird die "Gesamtsituation" sich etwas leichter und klarer anfühlen. Also erlaube Dir, nicht alles auf einmal lösen zu wollen, sondern ein Thema nach dem anderen anzugehen. 

Es kann beim Priorisieren helfen, wenn Du die Themen auf Papier bringst. Nimm für jedes Thema oder Problem intuitiv eine Farbe und male einen Kreis, der je nach Dringlichkeit größer oder kleiner ist. Schreibe das Thema hinein und wenn Du fertig bist, betrachte das Blatt mit etwas Abstand. Wohin zieht es Dich (oder eben nicht) und welchen Kreis würdest Du gerne kleiner haben oder verschwinden lassen?

Manchmal neigen wir auch dazu, das tatsächliche und größte Problem zu ignorieren und uns lieber mit Nebenschauplätzen zu beschäftigen und im schlimmsten Fall erschaffen sogar andere, kleinere Probleme, nur um das, was wirklich wehtut, nicht anschauen zu müssen. Das passiert natürlich nicht bewusst und ist auch normal. Aber wenn Du genau hinsiehst bzw. für einen Moment schonungslos ehrlich zu Dir bist, wirst Du wissen, was Sache ist und welche Herausforderung es zu meistern gilt. Und dann gehe am besten genau das an. Denn ungelöste Probleme und Konflikte haben immer eine Wirkung auf Dich und Dein Leben und mache haben zudem die fatale Tendenz, größer und schlimmer zu werden, je länger man sie verdrängt. 

Welche Herausforderung ist es bei Dir? Ich unterstütze Dich gerne. 


Februar 2024